UMA Marathonläufer trainieren beim Lichtenauer Turnverein
Simon, Nasir, Filebar und Johannes sind im letzten Herbst als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Im Lauftreff des Lichtenauer Turnvereins haben die vier inzwischen ein sportliches Zuhause gefunden.
Als bei Ulrike Höhre vom Kinderlauftreff im Februar das Telefon läutete und Betreuerin Melanie Wagner von Lichtenau e.V. mit Leuten vom Fach nach einer geeigneten Trainingsmöglichkeit für ihre Schützlinge suchte, überlegte die Lichtenauer Übungsleiterin nicht lange und sagte zu. "Bei uns ist jeder willkommen, der Spaß am Laufen hat, egal welcher Nationalität", unterstreicht die 48-Jährige einen der Grundsätze der Abteilung. Zudem sieht sie es als willkommene Herausforderung an, Jugendliche verschiedener Kulturen gemeinsam zu trainieren. Ein erster Anlauf bereits im letzten Jahr, Kinder des Flüchtlingswohnheims in der ehemaligen Blücher-Kaserne für das Training im Lauftreff zu begeistern, war gescheitert.
Doch nach dem Telefonat mit Melanie Wagner kam es diesmal anders. Schon beim nächsten Training war Johannes Esaak Andemarian mit dabei, begleitet von seiner Betreuerin. "Stockdunkel war es im Februar um 18 Uhr beim ersten Treffen auf dem Tram-Parkplatz an der Orthopädischen Klinik" erinnert sich Trainerin Ulrike Höhre. Das machte die Verständigung nicht einfacher, denn Blickkontakt war kaum möglich. Aber mit einer Mischung aus Englisch und Deutsch war die Basis für das erste gemeinsame Ausdauertraining gelegt. Ohne große Mühe konnte sich der 17-Jährige aus Eritrea in der Spitze der Lichtenauer Laufgruppe halten. Sein großes Lauftalent hatte Betreuerin Wagner bereits bei einem ersten internen Probetraining erkannt, nachdem sie für die jugendlichen Flüchtlinge das Projekt "Marathon" ins Leben gerufen hatte.
Mit Johannes hatte bald ein halbes Dutzend aus seiner Wohngruppe Interesse am gemeinsamen Training mit den Lichtenauer Jugendlichen gefunden. Die Gruppe ist zusammengewachsen und der Gedanke an neue Konkurrenz in den eigenen Reihen liegt fern, wie die ersten gemeinsamen Starts beim Nordhessencup zeigen: Alle feuern sich gegenseitig an und ein Sieg von Johannes weckt die gleiche Begeisterung wie der eines anderen vom Lauftreff.
Nicht nur als gute Trainingspartner wissen die Lichtenauer Jugendlichen ihre neuen Freunde aus Afghanistan, Äthiopien und Eritrea zu schätzen, unter denen alle ihre sportlichen Leistungen im letzten Vierteljahr erheblich steigern konnten. Auch als Gesprächspartner sind die jugendlichen Flüchtlinge willkommen, um die englischen Sprachkenntnisse aufbessern zu können.
Zweimal wöchentlich wird nun seit Februar im gemeinsamen Training an der Verbesserung der Grundlagen und der Ausdauer gearbeitet. Weil das allein für das große Ziel Marathon jedoch nicht ausreicht, hat Melanie Wagner eine dritte Trainingseinheit mit langen Distanzen angesetzt. Mit dem Fahrrad werden die Läufer dabei begleitet von Naomi Bachmann, die ein freiwilliges soziales Jahr bei Lichtenau e.V. absolviert.