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LICHTENAU e.V. lebt Integration


Ankommen und Heimat finden - das ist das Ziel der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (kurz: umA), die der LICHTENAU e.V. aufgenommen hat. Hinter der Herausforderung für alle Beteiligten steht eine große Chance. "Denn bei uns wird nicht nur von Integration gesprochen, hier bei LICHTENAU wird sie gelebt", sagt Hans-Hartmut Pletzer, Leiter des Zentrums für Berufliche Bildung sowie der Reha- und Pflegeeinrichtungen des LICHTENAU e.V. Der Erfolg gibt ihm recht: Im kommenden Jahr wird der erste junge Mann in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.

Rückblick: November 2015, Endstation Hessisch Lichtenau. Aus dem Bus steigt ein 17-jähriger Albaner. Allein. Er sucht Asyl in Deutschland. Am Revers seiner Jacke trägt er ein Namensschild, in der Hand zwei Plastiktüten mit seinen Habseligkeiten. Der LICHTENAU e.V. nimmt ihn freundlich auf. Heute hat er hier ein neues Zuhause gefunden.

Im Zuge der großen Einreisewelle hat der Verein 50 stationäre Wohnplätze für Asylsuchende zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, die Jugendlichen sozial und beruflich zu integrieren und einen Übergang zu einer selbstständigen Lebensführung zu scha?en. In den vergangenen drei Jahren hat Hans-Hartmut Pletzer viele positive Erfahrungen gemacht: "Die jungen Leute bemühen sich nicht nur um Integration, sondern sie integrieren sich auch wirklich."

Bestes Beispiel gibt der junge Albaner: Im Sommer 2019 wird er seine Ausbildung beenden und freut sich über das Angebot des Ausbildungsbetriebs, der ihn anschließend gern als Facharbeiter in ein festes Arbeitsverhältnis übernehmen möchte. Im September 2016 hatte er seine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker in der Junghans Kunststo?waren-Fabrik im Industriegebiet Hirschhagen begonnen. Das Unternehmen entwickelt und produziert Deckel, Verschlüsse und Behälter aus Kunststo? und ist in der Branche europaweit führend. Dieter Christian Peuckert, Theologischer Vorstand von LICHTENAU e.V., findet: "Für uns ist das wirklich eine Erfolgsstory." Nicht nur beruflich. Mittlerweile wohnt der heute fast 20-Jährige allein und kann die Wohnung übernehmen, wenn er mit der Ausbildung fertig ist. "Integration im Sozialraum ist wichtig, um einfach mittendrin zu sein."

Natürlich hat Einrichtungsleiter Pletzer auch Ausnahmen kennengelernt, doch nur wenige: "Der Großteil der Jugendlichen lässt sich auf die neue Umgebung ein und fügt sich in die Gemeinschaft." Sie gehen zum Sport oder engagieren sich in Kirchengemeinden, so ist Integration auch über das Vereinsleben gegeben. Nicht nur vor Ort, sondern auch in der Umgebung. Die Jugendlichen ziehen immer weitere Kreise, zwei von ihnen haben einen passenden Ausbildungsplatz in Kassel gefunden.

Die Berufe, die sie lernen, sind vielfältig: Vom Fliesenleger über Koch und Verkäufer bis hin zum Krankenpfleger sind sämtliche Sparten vertreten. "Alles, was der Ausbildungsmarkt in Hessisch Lichtenau und Umgebung hergibt", fasst Hans-Hartmut Pletzer zusammen. Von den 33 Jugendlichen sind 22 in Ausbildung, das verbleibende Drittel besucht die Schule.

Die meisten der jungen Leute stammen aus Afghanistan und Eritrea, auch Syrer und Albaner sind vertreten. Bevor sie eine Ausbildung beginnen, durchlaufen sie Sprachkurse, um verstehen und sich verständigen zu können. "Durch Förderung und Stützunterricht versuchen wir, das hier weiter zu forcieren", erklärt Hans-Hartmut Pletzer. Vieles hänge mit Schlüsselqualifikationen zusammen: "Pünktlichkeit, Sauberkeit, Durchhaltevermögen, Umgang mit Kritik, das müssen die Jugendlichen lernen."

Ein großer Vorteil ist das Zentrum für Berufliche Bildung, dort arbeitet der LICHTENAU e.V. seit 25 Jahren eng mit der Wirtschaft zusammen. "Das erleichtert es uns, Kontakte zu finden und Türen zu ö?nen. Das Netzwerk ist entscheidend." Auch die Unternehmen ihrerseits sind sehr bemüht, viele suchen hände-ringend Fachkräfte. "Bei uns finden sie auch gute Möglichkeiten", sagt Hans-Hartmut Pletzer. Oft dient ein betriebliches Langzeitpraktikum als Brücke zur Ausbildung. "Meine Kollegen begleiten das ganz intensiv, geben auch Nachhilfe, gerade Fachbegri?e müssen erklärt werden." Zum Beispiel im Gesundheitswesen.

In dieser Sparte erö?net LICHTENAU e.V. selbst den jungen Menschen neue Perspektiven. Wie dem 20-jährigen Mann aus Afghanistan, der gerade seinen Abschluss als Altenpflegehelfer macht und nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss voraussichtlich übernommen wird.